Die Workshops



Tina Tonagel, Christian Faubel und Ralf Schreiber (Workshop „Audio-visuelle Experimente mit dem Tageslichtprojektor“)

Im letzten Jahr haben sich Tina Tonagel, Christian Faubel und Ralf Schreiber als Künstler auf den Ruf vom FFT beworben, dieses Jahr sind sie vom FFT gefragt worden, ob sie Lust hätten einen Workshop zu leiten. In Ihrem diesjährigen Workshop Audio-visuelle Experimente mit dem Tageslichtprojektor wird dementsprechend die Arbeit der drei Künstler nicht so sehr im Vordergrund stehen, denn die Teilnehmern soll die Gelegenheit geboten werden selbst mit Klang zu experimentieren.
In dem Workshop können die Teilnehmer einfache Instrumente und Klangerzeuger entwickeln, die -dadurch dass sie auf dem Tageslichtprojektor aufgebaut werden- auch gleichzeitig Schattenspiel und visuelles Objekt sind. Sie bauen einen einfachen Holzrahmen der auf den Projektor passt und der an Piezo-Kontakt Mikrofone, andere Pick-ups und Audioanschlüsse und Kabel befestigt werden kann. Alles was schwingt wird von diesen Pick-ups verstärkt. Mit diesem Set können die Teilnehmer experimentieren und eine eigene Bild und Klangsprache entwickeln und finden. Zwischendurch bieten die Workshopleiter immer wieder mal kleinere Sitzungen zum Basteln kleiner autonomer solarversorgter kinetischer Objekte, einfacher analoger Mustererzeuger und Synthesizer an. Diese kann man dann beliebig in sein Set integrieren.
Hier ein Interview der drei kölner Künstler zu ihrem Projekt „Kunst und Musik mit dem Tageslichtprojektor, das sie letztes Jahr -ebenfalls im FFT- präsentiert haben (geführt von Jana Horn):
Der Name „Kunst und Musik mit dem Tageslichtprojektor“ ist eher eine Beschreibung ihrer Tätigkeit als ein wirklicher Künstlername. Er entstand aus einem Festival, und irgendwie blieben die drei dann „auf dem Namen hängen“.
Ralf und Tina lernten sich 1999 kennen, als sie gemeinsam ihr Studium an der KHM begannen. Später lernten sie Christian bei Workshops an der Universität kennen.
Alle drei begannen ab 2005 den Tageslichtprojektor für Experimente mit kinetischen Objekten zu nutzen.
Im Jahr 2007 beschlossen sie, inspiriert durch ein dänisches Overheadprojektor-Festival, eine Workshop-Woche in der Molkerei ins Leben zu rufen, die viele internationale Künstler nach Köln zog. Im gleichen Jahr gaben sie dann, eher zufällig, ihr erstes gemeinsames Konzert, nachdem Ralf für eine Performance angefragt wurde, und Christian und Tina mit dazu einlud. Das ganze war eigentlich als einmalige Sache geplant, aber als sie nach diesem ersten Konzert häufiger gemeinsam um Performances gebeten wurden, etablierte sich nach und nach die Auftrittsform als Trio.
Eine Performance von „Kunst und Musik mit dem Tageslichtprojektor“ kann man sich so vorstellen, dass jeder der drei seinen eigenen Projektor „bespielt“ wobei Tina häufig den mittleren Projektor verwendet, und so auch inhaltlich eine Verbindung zwischen Ralf und Christian schafft. Denn die beiden bespielen ihre Projektoren häufig mit selbst gebauten Robotern oder „solarbetriebenen Modulen“, während Tina von sich selbst sagt: „Ich spiel’ viel mehr von Hand.[…] Ich mache die Töne alle selber, und habe nur ganz wenig Teile dabei, die - mit Motoren betrieben - sich alleine drehen. Und dadurch dass ich dann konkret eingreifen kann, ist es für mich viel leichter zu sagen ‚Ok, Ralf macht grade folgenden Rhythmus, Christian macht grade was ganz anderes’, jetzt kann ich aber gezielt sagen ‚OK, jetzt hau ich dann an dem Punkt dazwischen’. Und dadurch kommt es dann zusammen.“
Dabei existiert zwar ein grober Ablauf, an den sich alle drei halten, aber eine konkrete Partitur kann es nicht geben, da vieles auch nicht vorhersehbar ist. Christian sagt dazu: „Das kommt eben auch durch die Besonderheit, dass wir mit Autonomen Geräten spielen. Weil die machen ja auch so ein bisschen was sie wollen. Und du kannst auch nicht immer genau den selben Sound erzeugen, weil das immer auch von dem konkreten Aufbau abhängt. Und manchmal, wenn du etwas nur leicht anders positionierst, kriegst du gleich einen ganz anderen Klang.“ Aber genau das macht eben das Besondere jedes Auftrittes aus.
Sie selbst beschreiben das, was sie tun als „Audio-Visuelle Performances“, da sie sich ungern auf ein spezielles Format festlegen wollen, um sich alle Möglichkeiten offen zu halten, auch was die Kontexte angeht, in denen sie auftreten, sei es ein Filmfest, eine Techno-Party oder das Rahmenprogramm einer Soundart-Ausstellung. Aber sie bezeichnen sich bewusst nicht als Musiker, sondern ordnen sich eher im Bereich des „Noise“ ein. Ralf: „Das ist eigentlich Punk-Musik, die wir machen – von der Haltung her. Die Punks die haben ja gesagt ‚Musik kommt nicht von „können“, sondern von „wollen“’ Und da entsteht dann natürlich auch was ganz anderes. Da ist dann sehr viel von dieser grundlegenden Idee drin, wo man eher für etwas wirbt im Sinne von ‚Ihr sollt mal machen!’“
Dabei füllt die Kunst mit dem Tageslichtprojektor eine Lücke. Bisher befassen sich wenige mit dieser Art von „real-time visuals“, was eventuell auch an dem verhältnismäßig hohen Aufwand liegt, der mit dieser Art der Kunst verbunden ist.
Der Tageslichtprojektor gilt zwar als Office-Tool inzwischen veraltet, bietet aber für die Projektion und Manipulation deutlich mehr Möglichkeiten als beispielsweise ein Beamer. Die Größe der Fläche ist Ideal um auch etwas aufwändigere Aufbauten zu machen, oder wie Ralf sagt: „Es passen genau zwei Hände drauf“. Außerdem kann man auf der Glasfläche einfach Dinge abstellen und muss sie nicht mühsam in die Lichtquelle halten um eine Projektion zu erreichen. Dazu kommt natürlich, dass die Projektoren inzwischen wesentlich erschwinglicher sind, als früher, als sie im Business-Bereich noch das häufigste Projektionsgerät waren. Aber auch auf der Metaebene wird schnell klar, warum der Tageslichtprojektor für die drei Künstler das Mittel der Wahl ist: Der Hauptschwerpunkt ihrer Arbeit sind analoge Kleingeräte und analoge Musik - der Tageslichtprojektor ist „die Korrespondenz dazu“. Insgesamt liegt den dreien die Technik zum Anfassen viel eher, als seelenlose Computervisualisierungen, auch wenn Ralf einige Vorteile der digitalen Computertechnik durchaus zu schätzen weiß, wie beispielsweise den Farbumkehreffekt, den er irgendwann auch für den Tageslichtprojektor umsetzen will.
Elementar wichtig für ihre Arbeit ist die offensichtliche Machbarkeit, die auch an den Zuschauer vermittelt werden soll. “Da ist jetzt keine Black Box drum herum, irgendeine Wunderkiste, sondern es ist immer sichtbar wo das eigentlich herkommt. Und ich finde, dass macht es reizvoll.“ (Christian)
Die Vermittlung allgemein ist ein Zentraler Punkt in all ihrem künstlerischen Schaffen. Die Wurzeln ihrer Zusammenarbeit liegen in Workshops und im Teilen von Ideen und Inspiration. Dem bleiben sie auch treu, indem sie weiterhin Workshops geben, und andere immer dazu ermutigen, sich selbst am Tageslichtprojektor zu versuchen – ohne dabei allzu große Angst vor zukünftiger Konkurrenz zu haben.
In dieser Form treten sie zu zweit oder zu dritt auf, nebenbei haben sie ihre Soloprojekte. Irgendwann sind für sie auch Jam-Sessions denkbar, aber momentan möchten sie sich lieber noch auf diese Konstellation beschränken.
Interface sehen die drei als Chance um gemeinsam neues Material zu entwickeln. Häufig treffen sie sich erst kurz vor ihren Auftritten, und zeigen sich dann, was sie in der Zwischenzeit getrennt von einander entwickelt haben. Ein fester gesetzter Rahmen, wie bei Interface, bietet daher eine ideale Möglichkeit, um ihre Zusammenarbeit zu vertiefen.
Längerfristig ist dabei das Ziel, ihre Projektoren mobil zu machen, beispielsweise durch Batteriebetrieb, um auch im Stadtraum performen zu können, oder als „Straßenmusiker“ auftreten zu können. Hier knüpfen sie an die Tradition von Schaustellern an, die auf Jahrmärkten und Volksfesten mit technischen Geräten wie der „Laterna Magica“ die Leute unterhielten. Auf diese Weise können Sie auch Publikum ansprechen, das sonst wenig Kontakt zu Klangkunst hat.
Denn wie Tina sagt: „Wir wollen unsere Zuschauer glücklich machen, und dadurch die Welt verbessern.“
Jetzt gibt es auch noch was auf die Ohren: Ein 

Interview mit Dominik Landwehr zum Projekt „Kunst und Musik mit dem Tageslichtprojektor“ (ca.18 Minuten)





Peter Thoma (Workshop „Die elektronische Kochgemeinschaft“)

Peter Thoma ist 26 Jahre alt und Student am Institut für Musik und Medien in Düsseldorf. Dort hat er seinen Schwerpunkt auf Musikinformatik und Visual Music gelegt.
Mit Musik hat er sich allerdings schon seit seiner frühesten Kindheit auseinandergesetzt. So bekam er bereits mit sechs Jahren Klavierunterricht und mit 9 Jahren kam das Trompetespielen hinzu. Mit 9 Jahren nahm er dann auch zum ersten Mal am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teil, bei dem er in den Folgejahren mehrmals „mit hervorragendem Erfolg“ den ersten Preis gewann.
Aber auch seine Neigung zur Technik hat schon lange bestanden. Von 2006 bis 2007 hat Peter Thoma nämlich auch Maschinenbau an der Fachhochschule Giessen Friedberg studiert. So verwundert es nicht, dass er sich heute am Liebsten mit Musikkreationen am Computer, Elektrotechnik und Digitalelektronik, Robotic, Visual Music und Klanginstallationen beschäftigt. Zudem hat er auch das Didgeridoospielen für sich entdeckt.
Im letzten Jahr war Peter Thoma auch schon bei Interface dabei, damals allerdings mit seinem Projekt „Piezo-Skin“, einem Vollkörper-Anzug mit eingenähten Piezofolien, die wie großflächige, druckempfindliche Mikrofone auf der Haut funktionierten.
In diesem Jahr leitet er den Workshop „Die elektronische Kochgemeinschaft“ (kurz: EKG). In dem Workshop werden die Teilnehmer ihre eigenen Klangerzeuger basteln, welche ihren Ton elektronisch erzeugen. Den Klang können die Teilnehmer dabei durch verschiedene Widerstände verändern. Der Widerstand kann dabei auf unterschiedliche Art generiert werden, z.B. durch sogenannte Potentiometer (kurz: Poti). Ein Poti ist ein elektrisches Widerstandsbauelement, dessen Widerstandswerte mechanisch (durch Drehen oder Verschieben) veränderbar sind. Sie werden häufig zur Steuerung von elektronischen Geräten eingesetzt, wie beispielsweise für die Lautstärkeeinstellung eines Radios. Der Widerstand kann aber aber auch durch einen Bleistiftstrich erzeugt werden, der in der Länge variiert, oder aber durch eine Kochsalzlösung ( so entstand die Idee der „Kochgemeinschaft“).
Die Teilnehmer haben im Rahmen des Workshops also die Möglichkeit, sich mit den Grundtechniken der digitalen Signalverarbeitung und der digitalen Klangerzeugung auseinanderzusetzen. Sie lernen den Umgang mit einem Lötkolben und mit elektronischen Bauteilen. Abschließend erfahren sie hautnah den musikalischen Umgang mit dem (selbst)gebauten Instrument.